Die Situation von Frauen im Iran während der Corona-Pandemie
Ein Beitrag von Zoreh Rezvany vom 10.11.2020
Frauen arbeiten im Iran meistens zu Hause und sind nicht berufstätig. Sie sind die ganze Zeit mit dem Haushalt beschäftigt. Nichts desto trotz werden sie öfter krank als Männer und ihr Immunsystem ist, da sie weniger auf sich selbst als auf die Familie achten, schwächer. Der iranische Hebammen Verein e.V. hat einen Bericht veröffentlicht, in dem sie aufzeigen, dass Corona und die Folgen, psychischen Druck auf die Frauen und Kinder ausüben, der stärker ist als bei den Männern. Die Frauen haben traditionell die „Helferinnen-Rolle“ und werden in dieser Rolle mehr in die Verantwortung genommen.
Sie sind diejenigen, die die kranke Mutter oder Vater zu versorgen bzw. zu pflegen haben. Sie müssen ihre kranken Männer betreuen und auch den Haushalt und die zusätzliche Arbeit machen. Man sollte diese Situation nicht mit der Situation der Frauen in einem europäischen Land vergleichen. Hier haben Frauen mehr Rechte als im Iran. Hier haben sie weniger Rechte und wenn sie alleinerziehend, geschieden oder ledig sind haben sie es sehr schwer, sich durchzusetzen. Ohne „männliche Hilfe“ ist es sehr schwer, soziale Sicherheit zu haben. Durch Corona haben die Frauen, die wenigen, die berufstätig waren, als erste ihre Arbeit verloren. Die Situation ist für sie so schwierig, dass sie in eine Krise geraten sind, aus der sie nur sehr schwer herauskommen können. Sie haben kein Einkommen, staatliche Unterstützung gibt es in der Form wie hier nicht oder nur sehr wenig. Sie müssen, wenn sie Kinder haben, die Ausbildung der Kinder und deren Unterhalt finanzieren und befinden sich in miserabler wirtschaftlicher Situation.
Die Zeitung Iran International hat am 4.4.2020 in einem Artikel über die Gewalt in der Familie durch die Pandemie folgendes geschrieben: Die „Corona Pandemie hat folgende Folgen für die Frauen im Iran: entweder sind die Frauen selbst arbeitslos oder es besteht Arbeitslosigkeit der Männer und Gewalt in der Familie. Gewalt in der Familie und den Frauen gegenüber hat besonders in der Mittelschicht zugenommen, so der Leiter des Gesundheitsamtes in Teheran.
Kurz davor hat der Leiter der Notfallnummer des Gesundheitsamtes in einem Interview gesagt: 98% der Anrufe in unserer Zentrale waren Frauen, die über Gewalt durch ihre Männer geklagt haben.
Der Statistik zu Folge sind Frauen zwischen 30 und 34 Jahren an erster Stelle gefolgt von den Frauen zwischen 35 und 39 Jahren betroffen von häuslicher Gewalt.
Die Männer, durch die Gewalt gegenüber den Frauen ausgeübt wurde, sind zwischen 25 und 49, also berufstätige Männer.
Iranische Sozialwissenschaftler haben die Fakten zusammengezählt und sind der Ansicht, dass wenn die Männer die Alleinverdiener sind, wegen der Pandemie arbeitslos werden, sich unter besonderem Druck fühlen. Es gibt kaum soziale Sicherheiten oder Arbeitslosengeld für die Menschen, aber die Mieten sowie der Unterhalt der Kinder muss geleistet werden und wenn die Männer das nicht leisten können, üben sie Gewalt aus und in erster Linie an ihren Frauen!
Durch Langzeit Quarantäne oder die Arbeitslosigkeit der Männer fühlen die Frauen auch sehr viel Druck auf sich. Die Männer und Kinder sind öfters zu Hause, die Frauen sind rund um die Uhr im „Einsatz“. Die Familie muss versorgt werden, die Kinder müssen unterrichtet werden, der Haushalt muss gemacht werden. Die Spannung ist sehr hoch und dadurch auch eine große Belastung für die Frauen.
Die Arbeiternachrichten Dienst Irans (ILNA) hat sich in einem Artikel am 11.04.2020 auf die Daten und Fakten bezogen, die die Situation der „arbeitenden Frauen“ betrachtet und schreibt: „die geringen Arbeitschancen der Frauen sind unter der Corona-Pandemie noch weniger geworden. Ob die Situation in naher Zukunft sich verbessert, ist sehr fraglich!“ ILNA hat auch vorausgesehen, dass die Arbeiterinnen und Angestellten einer großes „Challenge“ gegenüberstehen, da die kranke wirtschaftliche Situation im Iran die schwächsten, und das sind die Frauen, an der erster Stelle treffen, vor den Männern.
Es gibt sehr viele Menschen im Iran, die ohne Versicherung sind, viele arbeiten auch für sehr wenig Geld, diese sind meistens Frauen. Sie arbeiten für geringen Lohn, damit sie mindestens sich und ihre Kinder versichern können. Ein Kampf für mehr Geld für die Frauen läuft seit Jahren, aber jetzt durch die Pandemie ist ein Erfolg in weiter Ferne.
Iranische Zeitungen haben im Oktober 2020 über die Auswirkungen der Pandemie auf die Frauen im Iran geschrieben. Diesen Nachrichten zur Folge, brauchen die Frauen, während sich die Pandemie im Iran weiter ausbreitet, mehr psychische Hilfe, da sie doppelten Belastungen ausgesetzt sind. Die Frauen haben mehr Verantwortung gegenüber ihrer Familie, Kindern, Eltern und Ehemännern und machen sich bezüglich des Ausmaßes der Pandemie auch mehr Sorgen, da sie nicht wissen was mit ihnen und ihrer Familie passiert, wie sie die Pandemie überhaupt überleben können. Der Druck auf die Frauen ist so hoch, dass fast jede Zeitschrift über diesen Druck schreibt und zur Hilfe und Unterstützung für Frauen in der jetzigen Situation im Iran aufruft.
Die Stimmen aus dem iranischen Gesundheitsministerium sagen, dass ebenfalls die männliche Bevölkerung stark von der Pandemie betroffen ist, aber die Frauen tragen die Folgen der Pandemie auch noch Jahre danach und sind die psychischen Opfer.
Zur Autorin: Zoreh Rezvany kommt selbst aus dem Iran und engagiert sich seit 2013 als Referentin im Programm Bildung trifft Entwicklung.