Diskussionsveranstaltung ENDlich wachsen

Hermann Ott stellte zunächst als Mitglied der Enquete- Kommission „Wohlstand, Wachstum und Lebensqualität" die zentralen Ergebnisse dieser Kommission vor (http://www.bundestag.de/bundestag/gremien/enquete/wachstum). Ein zentrales Ergebnis der Kommission ist die Erweiterung des derzeitigen Wachstumsindikator (Bruttoinlandsprodukt) um drei weitere zu einem sogenannten „Wohlstandskompass". Der ökologische Fußabdruck ist der Indikator für ökologischen Wohlstand, der 80-20- Indikator misst den sozialen Wohlstand (Verhältnis der 20% der unteren Einkommensgruppe im Vergleich zu den oberen 20%). Der sogenannte Glücksindikator, der das Glück der Menschen durch Befragungen ermitteln soll, rundet den Kompass ab.

Als nicht hinreichend Nachhaltigkeit DOH18-hptransparent kritisierte die Wirtschaftsjournalistin das neue Konzept der Enquete-Kommission. Sie sieht bislang keine Gründe, die Grundidee des wirtschaftlichen Wachstums in Frage zu stellen. Vielmehr müsse das ökonomische Wachstum nachhaltig gestaltet werden, da ja alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens letztlich Wirtschaft seien. Offen blieb fürs Publikum und die Mitdiskutierenden, ob und wie lange Wachstum in Hinblick auf unsere natürlichen Ressourcen und die Umwelt überhaupt noch möglich ist. Katrin Beckedorf argumentierte mit Blick auf die globalen Wirtschaftsverflechtungen, dass unser Wachstum und Wohlstand vor allem auf der Ausbeutung anderer Akteure beruhe, weshalb sie, statt immer wieder neue Indikatoren auszuloben, sich dafür stark mache, im konkreten Handeln, sichtbare Missstände anzuprangern und zu beheben (http://www.ven-nds.de/index.php/projekte/fleischexporte).

Besonders der Aspekt, wie wir nachhaltiges Wachstum gesellschaftlich inklusiv gestalten könnten, stieß auf rege Publikumsbeteiligung. Diskutiert wurde vor allem, in wie weit eine Regierung vorschreiben könne, wie die Gesellschaft zu handeln habe und in wie weit dies die persönliche Entscheidungsfreiheit einschränken würde. Wahrscheinlich hätte die Diskussion noch bis spät in die Nacht fortgeführt werden können. Nach zwei Stunden kontroverser Debatten unter der Moderation von Marie Kollenrott blieben viele Fragen zwar noch offen- doch konnte dem Publikum ein erster Denkanstoß in einen vom Wachstum abgekoppelten Wohlstand gegeben werden. Damit wäre Otts Devise, dass Veränderungen im Kopf anfingen, weil wir nicht tun könnten, was wir nicht denken können, vielleicht ein Stück weit erfüllt.